Grotesk.
Rauchschwaden ziehen durch das Zimmer. Alles wirkt gedämpft:
Die Musik, das Licht, selbst die Geräusche der anderen Gäste sind nicht mehr
als ein warmes Rauschen, das mich umgibt. Der beißende Geruch von Asche und
Qualm sickert in meinen Verstand, macht mich schummrig. Es ist schon viel zu
spät, denke ich mir nur, trinke einen weiteren Schluck des viel zu teuren
Whiskeys und ärgere mich zugleich darüber. Eine Frau im blauen Abendkleid
betritt die Bar, ein Lichtblick inmitten der Betäubung der Nacht. Selbst mir
entgeht sie nicht, während ich weiter den Glanz meiner Eiswürfel inspiziere.
Ich schaue nicht auf, zu träge bin ich bereits. Die Dame schreitet nicht an die Bar. Einen Moment schaut sie sich um, der Rauch scheint ihr in den Augen zu brennen. Dann, kurzerhand, entdeckt sie ihre Verabredung und verschwindet an einen der Tische. Mir entweicht ein leises Seufzen, das mich selbst überrascht.
Ich schaue nicht auf, zu träge bin ich bereits. Die Dame schreitet nicht an die Bar. Einen Moment schaut sie sich um, der Rauch scheint ihr in den Augen zu brennen. Dann, kurzerhand, entdeckt sie ihre Verabredung und verschwindet an einen der Tische. Mir entweicht ein leises Seufzen, das mich selbst überrascht.
Die Nacht schreitet fort. Die Gläser leeren sich,
Geldscheine lassen sie wieder auffüllen. Doch all dies geschieht zeitlos. Die
Fenster sind verhangen, es gibt keine Uhr im Raum. Die Welt da draußen könnte
brennen, keiner hier würde es bemerken. In mir leuchtet der Wunsch auf, dass dieser
Gedanke Wirklichkeit wird. Mir kommen die Straßen und Gassen der Stadt in den
Kopf, beinahe so heruntergekommen wie ich selbst. Und mir wird unwohl bei den
Gedanken, dass ich nicht selten dazu beigetragen habe. Der Asphalt ist
beschmiert mit Schuldgefühlen und Angst, mit Schmutz und Abwasser, mit Tränen
und Ambers Blut.
Mein Blick wandert auf meine Hände: Aufgeschwollen und rau,
gebraucht von der Arbeit. Gebraucht wie ein Werkzeug, während mein Verstand
langsam verkümmert. Ich lasse die Anspannung meiner Hand abflachen, will
vermeiden das Glas in meinen Händen zu zerbrechen. Dann nehme ich einen großen
Schluck des Vergessens.
Jemand betritt die Bar, ein kühler Windstoß kündigt sein
Erscheinen an wie ein böses Omen. Doch ich erkenne seine Schritte zu spät auf
den hölzernen Boden. Eine Flucht macht keinen Sinn mehr, diese Hoffnung habe
ich schon lange fahren lassen. Er weiß wo ich bin. Und wenn nicht, dann wüsste
er wen, der es weiß. Ich bestelle ein weiteres Glas, will mich selbst
zerstören.
Er setzt sich still zu mir an die Bar, bestellt ein
exotisches Getränk, das mir nichts sagt. So sitzen wir eine Weile schweigend
dort. Sein Blick brennt auf meinem Gesicht, das Schweigen setzt mich unter
Druck. Ich bemerke, wie meine Augen anfangen zu brennen. Ich hab aufgehört zu
blinzeln, während ich mich konzentriere ihn zu ignorieren. Doch auch ohne ihn
zu betrachten sehe ich sein gottverdammtes,
überlegenes Lächeln. Am schlimmsten daran ist jedoch, dass ich ihm
nichts entgegen zu bringen habe.
Ich halte sein Schweigen nicht mehr aus, selbst der
Barkeeper hat Abstand zu uns genommen. Langsam wage ich meinen Blick zur Seite
wandern zu lassen. Meine gläsernen Augen wandern ganz langsam zu ihn, während
ich innerlich bete, ihn nicht grinsen zu sehen. Aber sein hämisches Lächeln ist allgegenwertig. Er mustert mich, betrachtet
meinen besten Anzug wie Lumpen. Unsere Blicke begegnen sich, doch ich halte ihm
nicht stand und wandere zurück auf mein Glas. Die Eiswürfel klirren leise im
letzten Rest der goldenen Flüssigkeit.
Ich merke die Wirkung, doch ich will sie nicht wahrhaben. Ich will das alles nicht wahr haben.
Ganz langsam schiebt er mir den Umschlag hinüber. Ich will ihn liegen lassen, will mir die Demütigung ersparen. Doch es ist zu spät. Zu spät für diese Nacht. Zu spät, den Kurs zu ändern. Zu spät, nein zu sagen. Ich nehme den prall gefüllten Umschlag und lasse ihn in der Innentasche meines Jacketts verschwinden. Dann versuche ich aufzustehen. Bloß weg hier, denke ich mir, bevor auch nur ein Wort gesprochen wird.
Ich merke die Wirkung, doch ich will sie nicht wahrhaben. Ich will das alles nicht wahr haben.
Ganz langsam schiebt er mir den Umschlag hinüber. Ich will ihn liegen lassen, will mir die Demütigung ersparen. Doch es ist zu spät. Zu spät für diese Nacht. Zu spät, den Kurs zu ändern. Zu spät, nein zu sagen. Ich nehme den prall gefüllten Umschlag und lasse ihn in der Innentasche meines Jacketts verschwinden. Dann versuche ich aufzustehen. Bloß weg hier, denke ich mir, bevor auch nur ein Wort gesprochen wird.
„Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen“, sagt er
schließlich, als der Alkohol mein Gleichgewicht erfasst. Ich atme tief ein und
will etwas zu ihm sagen, rieche den intensiven Gestank von Zigaretten und Tabak.
Der Geruch sickert aus meinen Klamotten, während ich meine
Zimmerdecke anstarre. Noch immer weiß ich nicht, wie spät es ist oder wie ich
gar hier hingekommen bin. Schmerzendes Sonnenlicht schimmert durch die
Schalosien in mein Schlafzimmer. Ich liege in meinem Bett. Die Bar um mich
herum scheint wie verschwunden, keine Erinnerungen liegen zwischen ihr und
meinem Erwachen. Ich reibe mein Gesicht, gehe durch meinen Bart und lege meinen
Kopf zur Seite. Dort, in dem Kissen neben mir, hatte sie gelegen. Hatte mich
gemustert mit ihren eindringlichen Augen, hat sich wohl gefühlt, war ein Teil
von mir geworden. Die letzten Reste von Ambers Geruch haften noch immer an
meiner Bettwäsche, doch der penetrante Rauchgeruch überdeckt ihn. Zerstört ihn. Lässt mich ihn vergessen.
Vergessen, wie ich Sie vergessen muss. Ich stehe auf und spähe aus dem Fenster,
hinein in diese dreckige, gnadenlose Stadt. Und während mein Inneres vor
Verlust schreit, da blicke ich gefühlslos raus.
Der Selbsthass überkommt mich, denn ich gestehe ein, dass ich die dreckigste Hure der Stadt sein muss. Und ich bin seine Hure. Ein weiteres Mal habe ich mich verkauft, nun sogar meine Seele.
Auf dem Nachttisch entdecke ich den Umschlag.
Der Selbsthass überkommt mich, denn ich gestehe ein, dass ich die dreckigste Hure der Stadt sein muss. Und ich bin seine Hure. Ein weiteres Mal habe ich mich verkauft, nun sogar meine Seele.
Auf dem Nachttisch entdecke ich den Umschlag.
Er ist voller Geld und dennoch wertlos.
von Daniel Trabitzsch